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Sabato 07.05.2022
09:00–16:30 Ora
Assemblea generale
Rahmenprogramm zur 27. Generalversammlung
Die Generalversammlung 2022 findet in Lausanne-Sébeillon statt.
Das Rahmenprogramm umfasst unter anderem die Besichtigung der Güterhallen SBB, eingeführt durch einen Vortrag von Thomas Ekwall.
Zu eben diesen Güterhallen besteht bereits eine Guckloch-Ausgabe «Güterbahnhof Sébeillon – ein Leichtbau in Spannbeton».
Am Vorabend der Generalversammlung, am Freitag dem 6. Mai 2022, findet an der EPFL der immer wieder verschobene Vortrag von Neven Kostic statt, der unsere Jubiläumsreihe zum Thema Ingenieurbaukunst abschliesst.
Informationen zum Vortrag:
Neven Kostic, Dr. sc. ETH Bauingenieur
Dr. Neven Kostic GmbH, Zürich
«L’incertitude et la médiane»
Für Interessierte findet im Anschluss an die Konferenz ein Abendessen in Anwesenheit des Referenten und der Mitglieder des Vorstands der Gesellschaft für Ingenieurkunst statt. Dieses Abendessen geht zu Lasten der Teilnehmer.
Punto di incontro: Lausanne-Sébeillon
Die Veranstaltung wird auch online über Zoom übertragen.
Meeting ID: 660 5647 7484
Auf verschiedenen Wegen und teils verkehrstechnischen Umständen trafen die Teilnehmenden individuell gegen 9Uhr30 in den Güterhallen von Sébeillon (https://cche.ch/fr/actualites/halles-cff-sebeillon/) ein. In der gemütlichen Halle des Tanzstudios Swingtime verfolgte der offizielle Teil der GV und im Anschluss die Kaffeepause.
Nachdem danach auch die Teilnehmenden von Docomomo (http://www.docomomo.ch/) eingetroffen waren, starten wir das Rahmenprogramm. Das Rahmenprogramm war in Kooperation mit Docomomo aufgestellt worden und hätte bereits vor zwei Jahren durchgeführt werden sollen. Es musste aufgrund der Pandemie aber mehrmals verschoben werden. Im Rahmen der GV bekam der Anlass nun endlich doch noch seinen würdigen Rahmen.
Thomas Ekwall hielt einen eindrucksvollen Vortrag zu den Güterhallen Sébeillon, vertiefte sich dabei vor allem in die Geschichte der Vorspanntechnik. Der Inhalt beeindruckte und regte nachträglich eine interessante Diskussion an.
Die Güterhallen in Sébeillon, entworfen von Ingenieur Alexandre Sarrasin und Architekt Charles Zbinden, wurden am 18. Mai 1953 in Betrieb genommen und waren ursprünglich ein relevanter Bestandteil eines Schienennetzes für den Güterverkehr, das den Hauptbahnhof Lausanne mit den Bahnhöfen Flon und Sévelin verband. Der Komplex war und ist ein Gebäude mit hohen konstruktiven und architektonischen Qualitäten. Er besteht aus einer grossen Umschlaghalle,in der die Waggons einfuhren. Eingerahmt ist er im Norden und im Osten von Räumlichkeiten, die der Aufnahme, der Sortierung, der Lagerung und dem Versand von Gütern dienten, welche von hohen Plattformen auf die Lastwagen verladen wurden. Die Güterhallen sind L-förmig angelegt; der kürzere Flügel ist 60 m lang, der längere 160 m. Darin eingebettet steht die Umladehalle von 144 m Länge, 36.35 m Breite und 15.90 m Höhe. Ihr Tragwerk besteht aus Eisenbeton und weist eine besondere Dachkonstruktion mit einer bemerkenswerten natürlichen Beleuchtung auf. Betonbogen von 36.35 m Stützweite und einer Pfeilhöhe von 5.7 m überspannen die Halle alle 9.6 m. Zugbänder aus vorgespanntem Beton übernehmen den Horizontalschub. Dazwischen liegen auf der Ebene des Zugbands Rippendecken und entlang des Bogens hauchdünne Betonschalen. Die Bogen tragen einerseits die Last der dünnen Schale und übernehmen andererseits das Gewicht der auf den Zugbalken aufgelagerten Rippendecke. Senkrechte Zugstangen, die zugleich als Fensterrahmen genutzt werden, leiten die Deckenlasten hinauf zum Bogen.
Im Details kann die Konstruktion auch im Guckloch Guckloch 3/2021 - Güterbahnhof Sébeillon – ein Leichtbau in Spannbeton nachgelesen werden (interner Link).
Wir durften die Halle von Innen besichtigen, und wir durften vor allem auch auf das Dach, was einen aussergewöhnlich interessanten Einblick auf die Dachkonstruktion ermöglichte.
Weiterspaziert zum Café des Bouchers, wo wir das Mittagessen einnahmen und äusserst angeregt diskutieren konnten, ging es weitere zum Vallée de la Jeunesse (https://www.cvaj.ch/v-d-j.html), wo Franz Graf und Giulia Marino uns bei der Besichtigung begleiteten und Red und Antwort standen.
Im Vallée de la Jeunesse befindet sich die Kuppel der Jardin Nestlé – ein Überbleibsel der Expo 64, als sie als Kindertagesstätte diente. Michel Magnin konzipierte diese Spielwelt für 3000 Kinder. Ausgestattet mit farbenfrohen Overalls und Gummistiefeln konnten die Kleinen in einer auf ihre Grösse zugeschnittenen Welt aufblühen, während die Erwachsenen die Attraktionen der Landesausstellung besuchten. Architektonisch war die Aufgabe interessant, denn es ging weder darum, eine Schule zu schaffen, noch darum eine kaffeeartige Anlage für die Eltern zu erbauen. Kinder sollten vielmehr Räume bekommen, in denen ihre Vorstellungskraft stimuliert wurde, und die sie individuell oder kollektiv, ruhig oder aufgeregt als Abenteuer erleben konnten. Die doppeltgekrümmten, dünnen Schalen sind ein Zeugnis aus einer Zeit, in der Stahlbeton in Form von Paraboloiden oder Hyperboloiden als adäquate Formel für das Zusammenführen einer Vielfalt unter einem Dach galt. In ähnlicher Weise ist die Fussgängerpasserelle, welche die beiden Schalen verbindet und gleichzeitig als Dach dient, charakteristisch für die Tendenz, die Architektur als Erlebnis einer kontinuierlichen Reise zu verstehen.
Hier fand das Rahmenprogramm seinen Abschluss.
Uns allen hat die grosse Teilnehmerzahl von über 40 Leuten und der rege und konstruktive Austausch während des gesamten Tages gefreut.
Ergänzende Information:
Die Studierenden Darine Dandan und Anouar M'Himdat von der EPFL haben eine lesenswerte Masterarbeit über dieses Ensemble geschrieben: Organicité et atemporalité: l’ensemble bâti de Michel Magnin à l’Expo 64.Réhabilitation de l’héritage expérimental de la vallée de la Jeunesse, Lausanne, VD (https://infoscience.epfl.ch/record/272293?ln=fr).
7. Mai 2022