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Samstag 28.09.2019

09:30–17:00 Uhr

Generalversammlung

GV 2019 und Rahmenprogramm

Die 24. Generalversammlung der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst findet am 28. September in Eglisau statt.

Wir machen uns das Jubiläumsjahr der Rheinbrücke Eglisau zum Anlass und besuchen die 100-jährige Strassenbrücke. Lesen sie zur Einstimmung doch das Buch Der Brückenschlag – Ein Fluss verstummt von Armin Günter.

Daneben besichtigen wir im Rahmenprogramm der Generalversammlung auch die noch etwas ältere Eisenbahnbrücke von 1897.

  • Treffpunkt: Eglisau

  • Kosten: vgl. Flyer zum Rahmenprogramm

  • Rahmenprogramm der GV 2019 in Eglisau

    Im Rahmen der GV 2019 der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst besichtigten wir zwei beeindruckende Brücken: Die Strassenbrücke, die dieses Jahr 100 Jahre alt geworden ist, und die noch ältere Eisenbahnbrücke von 1897.

    Zuerst erhielten wir aber im Gasthof Hirschen (http://hirschen-eglisau.ch/cms/index.php) - der Gebäudekomplex ist dem Schutz der Schweizerischen Eidgenossenschaft und des Kantons Zürich unterstellt –, einen aufschlussreichen und mit interessanten historischen Bildern untermalten Einblick in die beiden Brücken:

    - Armin Günter, der Autor des Buchs "Der Brückenschlag: ein Fluss verstummt" ((interner Link)), das den Bau der Brücke in Romanform schildert, führte uns in kompetenter Weise in die Geschichte und die Besonderheiten der Eglisauer Strassenbrücke ein.

    - Über die Geschichte und die heute notwendigen Instandsetzungsmassnahmen an der Eglisauer Eisenbahnbrücke berichten uns aus erster Hand Ingenieur Lucian Toller von SBB Infrastruktur und Prof. Dr. Eugen Brühwiler, der sich insbesondere auch mit Fragen der Ermüdung der Stahlkonstruktion befasst hat - vgl. folgende Publikationen:

    Die Strassenbrücke gehört zu den auf den ersten Blick konservativ erscheinenden, handwerklich und technisch jedoch hochinteressanten Bogenbrücken, die für die Zeit um 1920 typisch sind. Anlass zum Bau der Brücke war der Einstau des Rheins, der eine Höherlegung der Fahrbahn und damit den Ersatz der bestehenden Holzbrücke erforderte. Der Entwurf der neuen Brücke stammt von der Unternehmung Locher & Cie. aus Zürich; die architektonische Bearbeitung erfolgte durch die Gebrüder Pfister aus Zürich, die gleichzeitig auch als Architekten des Eglisauer Kraftwerks fungierten und einige Jahre früher ebenfalls mit Locher & Cie. die Walchebrücke in Zürich konzipiert hatten.

    Der erste Weltkrieg zeigte Auswirkungen auf den Bauvorgang des Eglisauer Rheinübergangs: weil Caissonarbeiter fehlten, beabsichtigte man, die Fundamente der Flusspfeiler in offenen Spundwandkästen herzustellen. Starke Hochwasser mit Kolkerscheinungen gefährdeten jedoch die Stabilität der Spundwände, sodass sich die Unternehmung gezwungen sah, innerhalb der Spundwände doch noch Senkkästen zu bauen. Damit konnten die Pfeiler schliesslich einwandfrei fundiert werden. Besondere Aufmerksamkeit widmete man auch der Konstruktion und der statischen Berechnung der Gewölbe. Dabei wirkte ETH-Professor Arthur Rohn mit. Die Gewölbe und Stirnmauern bestehen aus einem Verbund von Steinmauerwerk und bewehrtem Beton. In traditioneller Art wurde unter der Fahrbahn eine Kiesfüllung ausgeführt. Die Zusammenwirkung der Stirnmauern mit dem Gewölbe in Längs- und Querrichtung war zentrales Thema der statischen Berechnung.

    Die Eisenbahnbrücke über den Rhein gehört zu den imposantesten Brücken des schweizerischen Bahnnetzes. Das Projekt wurde von Nord-Ost-Bahn Oberingenieur Robert Moser konzipiert und von seinem Nachfolger Georg Emil Züblin ausgearbeitet. Züblin ersetzte Mosers ursprünglich über dem Rhein vorgesehenen Halbparabelträger durch das parallelgurtige Fachwerk mit eingesattelter Fahrbahn, weil er sich davon eine verbesserte Sicherheit bei allfälligen Entgleisungen von Zügen versprach. Eröffnet wurde die Brücke 1897. Sie ist ein gutes Beispiel für das Bestreben Robert Mosers, der nationalen und soliden Steinbauweise wieder die Ehre zu geben. Gemauert wurden die Anschlussviadukte in hellem Kalkstein, südseitig von Brüchen aus Dielsdorf und Regensberg an der Lägern, nordseitig teilweise aus Steinen von Bühl an der Schweizer Grenze. Wie bei anderen ähnlichen Brückenbauten bewegten sich die Köpfe der Flusspfeiler im Lauf der Zeit aufeinander zu, sodass 1921 eine Verspannvorrichtung eingebaut werden musste.

    Bemerkenswert ist das damals neuartige durchlaufende Schotterbett, das die Stösse der Züge dämpfen sollte. Aber auch der Stahlbau beeindruckt durch seine Ausmasse: ein 90 m weit gespannter Fachwerkträger quert den Rhein als einfacher Balken mit zweifachem Strebenzug. Über die Dimensionen und die Höhe des Bauwerks konnten wir uns im Anschluss der Vorträge in beeindruckender und schwindelerregender Weise vor Ort beeindrucken lassen.

    28. September 2019