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  • Das Ausgleichsbecken Les Marécottes – effiziente Schlankheit

    Clementine Hegner-van Rooden

    Das Ausgleichsbecken Les Marécottes ist ein schweizweit einzigartiges Beispiel für die «aufgelöste Bauweise» von Staumauern. Die Konstruktion stammt vom Schweizer Ingenieur Alexandre Sarrasin (1895–1976) und wurde in den Jahren 1925/26 erstellt. Knapp 100-jährig erscheint das Bauwerk seit 2020 wieder in alter Frische.

    Wertvolle Ergänzungen von Martin Hohberg, der das Guckloch gelesen und weitergedacht hat. Viele Erkenntnisse kommen erst bei vertiefter Beschäftigung mit einem Bauwerkstyp zutage. Lesen Sie selbst:

    Im Beitrag wird die Erdbebensicherheit erwähnt, wobei das Problem die tangentiale Beschleunigung ist, da sie die dünnen Stege quer belastet. Unerwähnt blieb aber der eigentliche Grund, weshalb die Staumauer überhaupt in aufgelöster Bauweise ausgeführt wurde. Es war die Furcht vor dem Auftrieb, denn damals war die Felsmechanik (Drainage, Dichtschirm) noch nicht so weit entwickelt. Um den Sohlwasserdruck zu reduzieren, wurde kurzerhand die Aufstandsfläche minimiert; wobei die Betonersparnis zulasten von Schalungs- und Bewehrungsaufwand freilich ebenfalls ein Argument ist. So enthält im Übrigen auch die Gewichtsmauer Mühleberg eben aus diesem Grund der Standsicherheit bewusst eingeplante Hohlkammern, die von Laien so manchmal leider als «Pfusch am Bau» fehlgedeutet werden. Umso gefährlicher ist der sich bei schmaler Aufstandsfläche entwickelnde hohe Gradient der Sickerwasserströmung. Alexandre Sarrasin brauchte das nicht zu wissen, da bei niedrigen Staumauern wie Les Marécottes diese weniger ein Problem ist als bei hohen. Ein berühmter Dammbruch – Diga di Gleno in Bergamo (IT) 1923 – betraf genau diesen Staumauertyp, weil das Mittelstück durch Gleiten in der Felsfuge unter Auftrieb versagte. Die Pfeilerstützung von Staumauern wurde gemäss N. J. Schnitters Buch "A History of Dams - The Usefull Pyramids" übrigens schon im 16. Jahrhundert vorgeschlagen – der Untertyp "multiple arch dams" liegt ja wirklich nahe, wenn man an ein um 90° gedrehtes Viadukt denkt – , angeblich erstmals von einem Briten 1804 in Indien verwirklicht und bereits vor 1900 mehrmals in den USA umgesetzt. Sarrasin ist also beileibe nicht der Erfinder. Auch der Schweizer Alfred Stucky hat in den 50er Jahren mehrere solcher Staumauern gebaut, insbesondere im Magreb.

    Es gibt viele sehr hohe Pfeilerkopfmauern («buttress dams») ganz unterschiedlicher Form, auch einige mit wenigen starken Bögen.